Deutsche Firmen wappnen sich für Liquiditätsengpässe
Wer kann, baut Reserven auf _ Ein solcher Ausfall kommt zugegebenermaßen so gut wie nie vor. Trotzdem zeigt der über Nacht geplatzte Verkauf des Leoni-Kabelgeschäfts an den thailändischen Strategen Stark, wie schnell sich eine sowieso schon angespannte Finanzlage ohne großes Polster verschlechtern kann. Die ursprünglich ausgehandelten rd. 600 Mio. Euro hätte Leoni gut gebrauchen können, um einen Teil seiner Schulden (netto rd. 1,5 Mrd. Euro zum Q3-Ende) abzustottern und die nicht sehr üppige Cash-Reserve (Q3: 145 Mio. Euro) aufzufüllen. Noch dazu hatten die (immerhin gesprächsbereiten) Gläubigerbanken den Spartenverkauf bei dem bis 2025 laufenden Refinanzierungskonzept für den defizitären Autozulieferer bereits mit eingepreist.
Viele andere Unternehmen gehen derzeit auf Nummer Sicher und polstern ihre Cash-Bestände kräftig auf. Auf Grundlage von Bundesbank-, EZB-, Destatis- und weiteren Daten rechnet die Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer in ihrem „Cash-Barometer“ vor, dass die deutschen Unternehmen 2022 so viel zusätzliches Bargeld beiseitegelegt haben wie noch nie außer im Corona-Jahr 2020. Eine Summe in Höhe von gut 20% des deutschen BIP halten die Firmen demnach griffbereit, im europäischen Vergleich nicht einmal viel. In Frankreich liegt die Quote bei einem Drittel, in Spanien und Italien rund um den EU-Durchschnitt (25,9%). Anders als in Deutschland schrumpfen die Cash-Bestände dort aber bereits dahin. Dabei ist die Liquiditätssicherung für die Deutschen alles andere als billig: Bei minus 10,8% Realzins schmilzt die Reserve im Jahr rechnerisch um über 80 Mrd. Euro ab. Wie Experten beobachten, halten trotzdem gerade die großen Konzerne ihr Bargeld beisammen und sichern sich außerdem gerne noch üppige Kreditlinien – nur zur Sicherheit.
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