EU-Politik

Irland-Brexit – Spiel mit dem Feuer

Das Karfreitagsabkommen von 1998 beendete in Nordirland einen der blutigsten Bürgerkriege in Europa. Bei dem Konflikt zwischen der England und Schottland zugetanen, überwiegend wohlhabenden protestantischen Stadtbevölkerung (Unionisten) und den ländlich-konservativen wie ärmeren Katholiken (Nationalisten) starben über die Jahre 3 600 Menschen, darunter viele Zivilisten.

Angesichts dieses Blutzolls verwundert es nicht, dass es im Verlauf des zwischen Brüssel und London jüngst eskalierenden Brexit-Streits zu einem bis in die USA reichenden Aufschrei kam, als durchsickerte, dass der seinerzeit die Region befriedende Vertrag zwischen Irland, Nordirland und Großbritannien bedroht sein könnte. Obwohl Nordirland nur knapp 2 Mio. Einwohner hat, die Republik Irland ganze 5, bekommt das irische Problem Gewicht durch die ca. 80 Mio. große irische Diaspora. Allein in den USA leben heute ca. 36 Mio. Bürger irischer Abstammung, z. T. in einflussreichen Positionen. In Großbritannien sind es 14 Mio. Dass Karfreitagsabkommen zu respektieren, reklamieren denn auch die EU und London gleichermaßen. Faktisch wird es dennoch unterminiert, wenn Boris Johnson den bei seinen Tories verhassten „Backstop“ und das zwischen beiden Seiten zu Beginn des Jahres vereinbarte „Protokoll zu Irland und Nordirland“ jetzt aushebelt.

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