Konjunktur

China – Gefangen im Spinnennetz der Narrative

_ Mit Blick auf die jüngsten Prognosen der Weltbank (8.6.) und des IWF (19.4.) dürften sich viele Beobachter bestätigt fühlen: Die immer wieder aufkochenden Lockdowns in China – aber auch Ukraine-Krieg und Lieferkettenprobleme – haben die Büchse der Pandora geöffnet. Das Stagflationsgespenst liegt schon auf der Lauer. Lt. Weltbank könne die Situation noch bis 2024 anhalten. Und trotz erster Hoffnungsschimmer am Aktienmarkt (s. PLATOW v. 6.6.) wird China den Wirtschaftsmotor nicht so schnell wie erhofft in Schwung bekommen. Der Grund: Zwei unsägliche Narrative, von denen sich Peking nicht löst:

Erstens: Machtinstrument Null-Covid. Der Parteitag im November, bei dem sich Präsident Xi Jinping zum Alleinherrscher küren lassen will, sollte die Wende bringen. Inzwischen stehen die Zeichen seiner Null-Covid-Politik allerdings auf Verlängerung. Zu wenig alte Menschen sind geimpft, wurden seinerzeit nicht priorisiert. Zwar weist das Land eine Gesamtimpfquote von rd. 90% auf (Deutschland: 77,5%), doch 52 Mio. der über 60-Jährigen sind weiterhin ohne Schutz, nur die Hälfte der über 80-Jährigen ist vollständig geimpft. Deshalb baut China Tausende Teststationen. Allein in Shanghai sind es über 15.000. Der Anspruch: Die Testung ganzer Städte binnen 24 Stunden. Die Umsetzung kostet Ressourcen, genauer 1,7% des nationalen BIP bei einer 72-Stunden Testung von 812 Mio. Menschen. Viele Lokalregierungen zweigen daher Mittel zum Aufbau der Infrastruktur oder Bekämpfung der Armut ab. Aus Hongkongs Februar-Welle wurde nichts gelernt.

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