Volkswagen – Diess unter Druck
Wie schwer es ist, Kulturwandel glaubhaft zu vertreten, spürt Volkswagen-Chef Herbert Diess gerade am eigenen Leib. Wie zu hören ist, ist die Rechtsabteilung des Konzerns stinksauer über Diess‘ Äußerungen in der TV-Talkshow von Markus Lanz zu Beginn der Woche. Laut Diess hat Volkswagen bei der sog. „Dieselthematik“ tatsächlich betrogen.
Damit spricht er zwar nur aus, was der Rest der Republik ohnehin denkt. Die juristischen Folgen sind aber trotz des umgehenden Zurückruderns der VW-Sprecher, die die Aussage als „nicht rechtstechnisch gemeint“ verharmlosen wollten, unabsehbar. Am 30.9. startet eine Musterfeststellungsklage gegen VW mit 400 000 Beteiligten, das LG Oldenburg hat Diess‘ Aussagen in einem aktuellen Prozess bereits aufgegriffen. Vor diesem Hintergrund schütteln andere DAX-Vorstandschefs über Diess nur den Kopf. Zumal Volkswagen auch an anderer Stelle genug Angriffsfläche für Verbraucheranwälte bietet. So halten Juristen die Selbstanzeigen von Volkswagen und Daimler zu Branchenabsprachen über unzulässige Techniken zur Emissionsreduzierung für hoch riskant. Zwar könnte die EU einen Kronzeugen-Status gewähren. In China und den USA drohen jetzt aber teure Class Actions (s. PLATOW v. 17.6.).
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