Astrazeneca – Milliardengewinn trotz „Problem-Impfung“
Prognose berücksichtigt Vakzin-Geschäft nicht _ Zwar hat Astrazeneca im vergangenen Jahr viel Aufmerksamkeit erlangt, gehört er doch neben Biontech, Curevac und Moderna zu den führenden Herstellern des Covid-Impfstoffs. Eine allzu gute Figur macht der Pharmakonzern dabei aber nicht. Die Zankereien mit der EU über die vereinbarten Lieferbedingungen des Impfstoffs sind nach wie vor nicht ad acta gelegt.
Auch wird die Euphorie über den Impfstoff dadurch getrübt, dass dessen Wirksamkeit gegen die südafrikanische Mutante in Frage gestellt wird und die Impfung in weiten Teilen Europas (auch Deutschland) nur für unter 65-Jährige zugelassen ist. Doch die vielen Baustellen rund um das Vakzin haben der operativen Entwicklung des Big Pharma-Konzerns keinen Abbruch getan. Der Umsatz stieg 2020 um 9% auf 26,6 Mrd. US-Dollar. Den Gewinn konnte Astrazeneca auf 3,2 Mrd. Dollar gar verdoppeln, u. a. dank gesunkener Kosten für F&E sowie guter Geschäfte mit neuen Krebstherapien, wie CEO Pascal Soriot erklärt.
Nun will der Manager auch die Stolpersteine beim Prestigeprojekt Corona-Impfung aus dem Weg räumen. Dazu gehört, schnellstmöglich eine auf die Virus-Mutanten angepasste Impfung binnen sechs bis acht Monaten auszurollen. Zusammen mit dem strategischen Partner IDT Biologika will Soriot zudem neue Produktionsstätten in Sachsen-Anhalt aufbauen. In der Prognose wird das Impfgeschäft jedoch nicht berücksichtigt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Absichtserklärung mit IDT Biologika nur ein erster Schritt ist. Erst Ende 2022 werden die Anlagen betriebsbereit sein. Für 2021 erwartet Astrazeneca dennoch erneut ein Umsatzwachstum im niedrigen Zehnerprozentbereich (EPS 4,75 bis 5 Dollar je Aktie, +18 bis 24%).
Helfen könnte der Problemimpfung die nun von der WHO ausgesprochene Empfehlung, das Mittel auch bei über 65-Jährigen anzuwenden. In Deutschland könnte zudem die neue Priorisierung der Impfgruppen Astrazeneca stärker in den Fokus rücken. Denn nach der neuen Gruppierung rücken Lehrer und Erzieher, deren Großteil unter der in Deutschland nach wie vor kritischen Altersmarke von 65 liegen, auf und werden somit früher geimpft.
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