Schienenverkehr

Deutsche Bahn – Berateraffäre erreicht aktiven Vorstand

Bahn-Tower in Berlin
Bahn-Tower in Berlin © Deutsche Bahn AG

Eigentlich wollten Deutsche Bahn-Chef Richard Lutz und sein AR mit einer eigens beauftragten Untersuchung der umstrittenen Beraterverträge mit ehemaligen Bahn-Managern mit löblichen Tatendrang die Fahrlässigkeit der alten Führung aus der Welt schaffen. Auf über 430 Seiten schlüsselt das Beratungshaus EY Details der 60 zwischen 2008 und 2018 geschlossenen Beraterverträge nun auf.

Diese ziehen jedoch auch den aktiven Vorstand in den Dunstkreis der dubiosen Honorarpraxis. So soll der amtierende Fernverkehrsvorstand Berthold Huber einen der drei Beraterverträge mit Manager-Kollege Ulrich Homburg nach seinem Ausscheiden aus dem Konzern unterzeichnet haben. Die knapp eine Million Euro, die Homburg kassierte, stuft EY zwar als deutlich angemessener für seine erbrachte Beraterleistung ein, als bei anderen Managern. Für Huber, der offenbar von der umstrittenen Praxis, Verträge am AR vorbei zu schließen, wusste, könnte seine Signatur unter Homburgs Vertrag dennoch Konsequenzen haben.

Der Skandal beim ohnehin finanziell kriselnden Staatskonzern soll von absurden „Einstellungsmotiven“ wie Existenz-ängste eines Managers der Bahn-Tochter Schenker, der mit dieser Begründung beim damaligen Bahnvorstand Ulrich Weber eine Beraterstelle mit zweifelhafter Vergütung ergatterte, bis hin zu aufsummierten Honoraren von knapp 8 Mio. Euro für den langjährigen Berater Edmund Schlummer reichen.

Die Bahn bemüht sich indes um Schadensbegrenzung. Der noch bis 2020 laufende Vertrag mit Schlummer wird auf Eis gelegt. Vorerst wolle die Bahn keine Leistungen aus Schlummers Vertrag, der das dickste Honorarkonto bei seinem ehemaligen Arbeitgeber hat, abrufen oder gar honorieren, lässt sich AR-Chef Michael Odenwald zitieren. Im September bereits hatte der AR beschlossen, Beraterverträge für frühere Bahn-Manager und Personen mit politisch exponierter Stellung grundsätzlich zu untersagen. Offen ist noch, ob die Bahn offensichtlich zu Unrecht gezahlte Honorare zurückfordert. Insgesamt 57 der 60 Verträge mit 25 ehemaligen Managern des Konzerns sollen denn ohne erforderliche AR-Zustimmung geschlossen worden sein und auf ein Volumen von stolzen 13 Mio. Euro kommen.

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