Zucker – Vom Quotenparadies in die Preishölle

Oktober 2017 fielen die Schranken des quotenregulierten EU-Zuckermarktes. Noch immer spüren hiesige Hersteller die Nachwehen. Der globale Branchenprimus, Südzucker, rutscht im Zuge des historischen Preisverfalls in der EU und auf dem Weltmarkt nun in die roten Zahlen. Operativ schreibt der SDAX-Konzern im Q3 (per 30.11.) einen Verlust von 23 (Vj.: +103) Mio. Euro. Der Erlös rutscht auf 1,7 Mrd. Euro (-5,1%). Konkurrent Agrana zieht es ebenfalls in die Verlustzone (-1,9 Mio. Euro operatives Ergebnis). Doch nicht nur die Deregulierung bremst Hersteller des süßen Pulvers aus. Subventionen in große Erzeugerländer wie Brasilien und Indien verschärfen die Wettbewerbsbedingungen. Zusätzlichen Grund zur Klage geben die EU-Verbote von Pflanzenschutzmitteln. Die stetige Suche nach Alternativen führt zu höheren Rübenkosten.

Etwa zwei Jahre werde das raue Umfeld anhalten, prophezeite Südzucker. Revidieren will CEO Wolfgang Heer die Aussage noch nicht. Grund zur Entwarnung könne angesichts der jüngsten Bilanz guten Gewissens aber auch nicht gegeben werden, so ein Sprecher. Bei Nordzucker hingegen schwindet die Hoffnung, dass in einem Jahr wieder eitel Sonnenschein herrscht. Der Branchenkollege aus dem Norden stelle sich auf langfristig schwache Preise und „deutlich geringere Ergebnisse“ ein. Firmenchef Lars Gorissen sieht Wachstumschancen nur noch außerhalb Europas. Daher will er nun strategisch expandieren und in die Verarbeitung von Zuckerrohr einsteigen. Diesen großen Schritt wagt Südzucker bislang nicht. Die Überlegung, ein Standbein abseits der Rübe aufzubauen, habe es gegeben, zunächst wollen die Mannheimer aber die Chancen des nun freien Exports nutzen. Auch auf dem Weltmarkt gelinge es nur wenigen Starken, wirtschaftlich zu produzieren, erklärt der Sprecher ggü. PLATOW. Ausgerechnet der Weltmarktführer bleibt zögerlich, dabei sehen Experten eine Trendwende in der preisdrückenden Überkapazität am Horizont. Die globale Nachfrage nach Zucker wächst stetig, 2017/18 auf 183 Mio. Tonnen  (+2%), und dürfte zeitnah das Angebot (2017/18: 189 Mio. t) übersteigen. Den Hauptteil davon liefert das Zuckerrohr.

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