Frankfurt School – Zu eng mit der Privatwirtschaft verbandelt?

Neue Kooperation mit krisengeplagter DWS _ Die Hauptrolle von Universitäten und Hochschulen war neben Befähigung für den Beruf schon immer, kritische Denker auszubilden. Mit der wachsenden Anzahl dualer bzw. berufsbegleitender Studiengänge sind Theorie und Praxis in den letzten Jahrzehnten näher zusammengerückt. Zudem finanzieren sich private Hochschulen oft zum Teil durch Unternehmen, z. B. bei Forschungskooperationen.
So auch die Frankfurt School of Finance & Management (FS). Diese hat nun gemeinsam mit der Deutsche Bank-Tochter DWS das „Centre for European Transformation“ angekündigt (Start 2023), das zwei Professuren umfassen soll. Die DWS hat dafür bis 2028 zunächst 2,6 Mio. Euro zugesichert.
Die Unabhängigkeit der Forschung ist immer wieder in Gefahr, wenn externe Geldgeber zu stark ihre eigene Agenda vertreten – das gilt für Firmen ebenso wie Förderung durch Staat bzw. Politik. Dass gerade die in Verruf geratene DWS, die aufgrund der nötigen Überarbeitung ihres ESG-Reportings und ihrer Corporate Governance genug eigene Hausaufgaben erledigen muss, den neuen „Think Tank“ mit Fokus auf nachhaltigem Wandel und Wachstum sponsert, ist nicht minder ironisch und weckt Unbehagen. Die FS pflegt allgemein sehr engen Kontakt zu Banken und anderen Finanzinstitutionen, Beratungshäusern sowie Industriekonzernen, ob über Karrieremessen, zahlreiche studentische Initiativen, Gastvorträge, Panel-Diskussionen oder Konferenzen.
Dabei geht es Unternehmen, die sich regelmäßig auf den Veranstaltungen blicken lassen (z. B. Regulierungskonferenz, s. PLATOW v. 30.11.), auch um Einflussnahme und Interessenvertretung bei der Gesetzgebung, wie wir hören. Die FS verfügt als eine der wenigen Hochschulen über Promotionsrecht, betreibt mit dem hauseigenen Blockchain Center um den medienwirksamen Professor Philipp Sandner angesehene Forschung in Zukunftsfeldern.
Dass die Aufgabe einer Universität v. a. darin besteht, unabhängige Freidenker zu kultivieren, rückt angesichts der Verbrüderung mit privaten Institutionen zunehmend in den Hintergrund. Doch genau diese kritischen Akteure, die als Aufseher oder Korrektiv dienen können, sind für ein stabiles Finanzsystem ebenso wichtig wie Investmentbanker und Manager. Gerade der Fall DWS, der durch Whistleblowerin Desiree Fixler ans Licht kam, hat das gezeigt.
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