Droht den USA jetzt eine Rezession?
Was die Sahm-Regel aussagt _ Kaum ein Thema bewegt die Finanzbranche derzeit so sehr, wie die Frage, ob die US-Wirtschaft in eine Rezession rutscht. Verschiedenste Anhaltspunkte und Argumente kursieren. Ein relativ neuer Indikator ist dabei in aller Munde. Es geht um die Sahm-Regel, die Rückschlüsse von der Arbeitsmarktentwicklung auf das Rezessionsrisiko zieht.
Der Indikator signalisiert eine Rezession, wenn die Arbeitslosenquote (Dreimonatsschnitt) um mindestens einen halben Prozentpunkt über dem Tiefpunkt der vergangenen zwölf Monate liegt. Die Namensgeberin des Index, Claudia Sahm, hatte bei der Analyse historischer Konjunkturdaten herausgefunden, dass es diese Konstellation während der meisten Rezessionen gab. Seit den 1970er-Jahren traf dies immer zu. Entsprechend aufgeregt reagierten die Märkte, als am vergangenen Freitag die Schwelle überschritten wurde.
Allerdings war es auch Claudia Sahm, die direkt zur Vorsicht mahnte. „Die USA befinden sich nicht in einer Rezession, obwohl die Sahm-Regel, die meinen Namen trägt, dies behauptet,“ schrieb sie auf X. Ein Grund, weshalb Sahm und andere Experten sich aktuell nicht sicher sind über die Aussagekraft der Regel, ist die Dynamik am Arbeitsmarkt. Der Anstieg der Arbeitslosenquote in den USA, der das Alarmzeichen ausgelöst hat, war auf die Zunahme der Erwerbstätigen zurückzuführen und nicht auf Entlassungen. Zudem deuten andere Daten wie die Industrieproduktion, der private Konsum und die Einkommen nicht auf eine größere Flaute hin.
Sind die Warnungen also übertrieben? Das auch nicht. Die Indikator-Erfinderin Claudia Sahm sieht es so: „Das Risiko einer Rezession ist erhöht, was die Argumentation für Zinssenkungen der Fed stärkt.” Dieser Einschätzung stimmen auch viele Experten zu. Die US-Bank Goldman Sachs etwa hat ihre 12-Monats-Schätzung für das Rezessionsrisiko in den USA von 15 auf 25% erhöht. Sie begründet das explizit mit „der beeindruckenden Erfolgsbilanz“ der Sahm-Regel, der sie ein gewisses Gewicht beimesse. jam
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