Linde/Praxair – Lincare als Joker?

Linde-Oberaufseher Wolfgang Reitzle und Praxair-Chef Steve Angel müssen der FTC etwas bieten, um doch noch grünes Licht für die Fusion zu erhalten. Die US-Kartellbehörde hatte am Wochenende weitere Verkäufe gefordert. Nach den bereits geführten Gesprächen mit der FTC zum Verkauf der amerikanischen Linde-Aktivitäten an Messer und CVC kam das überraschend. Politische Einflussnahme liegt nahe: Linde/Praxair soll zwar von einem Amerikaner geführt werden, seinen Sitz aber in Dublin haben. Bis zum 24.10. muss eine Lösung her, sonst ist die Hochzeit, die Reitzles Lebenswerk krönen soll, geplatzt.

Klein-klein hilft jetzt nicht. Nichts anderes wäre aber der Verkauf der noch bei Linde verbleibenden US-Aktivitäten. Dabei handelt es sich um weit verstreute Onsite-Anlagen, die einem Käufer zudem wenig Vorteile böten. Eine Trophäe für die FTC wäre dagegen Lincare in den USA mit seinen knapp 2 Mrd. Dollar Umsatz. Der erst 2012 noch vom damaligen Linde-CEO Reitzle gekaufte Medizingase-Hersteller ließe sich leicht herauslösen und erzielt obendrein wenig Synergien mit dem restlichen Industriegasegeschäft. Hinzukommt, dass die Marge nach den Obamacare-Reformen vergleichsweise schlecht und Praxair schon länger ein Dorn im Auge ist. Auch Reitzle könnte mit einem Verkauf leben. Ob sich auf die Schnelle ein Käufer findet, ohne dass große Abschreibungen nötig würden, ist indes fraglich. Müsste auch Praxair jetzt Anlagen abgeben, wären aber die geplanten Fusionssynergien von 1 Mrd. Euro in Gefahr. Den großen Anlegern, deren Wünsche Reitzle bisher stets erfüllt hat und die ihm auch weiter den Rücken stärken dürften, wäre das wohl kaum zu vermitteln.

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