Sparkassen-Zentralbank – Schleweis‘ langer Marsch

Durchaus geschmeichelt fühlte sich DSGV-Chef Helmut Schleweis, als ihn Hessens Sparkassen-Präsident Gerhard Grandke in Anlehnung an den chinesischen Revolutionsführer Mao als den „großen Vorsitzenden“ der Sparkassen-Organisation titulierte. Der für seine manchmal etwas schnoddrige Ausdrucksweise bekannte Grandke wollte Schleweis damit provozieren, endlich seinen Einfluss bei der DekaBank und der Berlin Hyp, bei beiden Instituten steht der DSGV-Präsident dem Aufsichtsrat vor, zu nutzen, um zusammen mit der Helaba einen Nukleus für eine einheitliche Sparkassen-Zentralbank zu schmieden.

Doch so leicht lässt sich Schleweis nicht aus der Reserve locken, der auf seiner Bilanz-PK in Frankfurt Grandkes Mao-Vergleich mit dem Hinweis auf den legendären „langen Marsch“ des chinesischen KP-Chefs aufgriff. Ähnlich verhalte es sich auch mit der Schaffung eines Sparkassen-Zentralinstituts, das nicht mit einem „Big Bang“ entstehen werde, sondern in einem „mühsamen Prozess vieler Schritte“, so Schleweis. Der DSGV-Präsident ist sich aber sicher, dass das Spitzeninstitut kommen wird, weil es die Sparkassen als wichtigste Miteigentümer und Kunden der Landesbanken so wollen und auch im Interesse der anderen Träger sei. Damit spielte der DSGV-Chef auf die Rolle der Länder an, von denen vor allem Baden-Württemberg und Bayern noch Widerstand gegen ein einheitliches Zentralinstitut leisten. Nur auf den Zeitpunkt will sich Schleweis nicht festlegen. Noch fast fünf Jahre läuft Schleweis‘ Amtszeit als DSGV-Präsident. Das dürfte in etwa auch der Zeithorizont sein, der Schleweis für die Umsetzung seines Zentralbank-Plans vorschwebt. Dass Schleweis keine zweite Amtszeit anstrebt, mag dabei ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein. Denn Schleweis weiß, dass er sich mit der geplanten Konsolidierung sämtlicher Landesbanken nicht nur Freunde macht. Soll das Zentralinstitut doch von sämtlichen Geschäftsfeldern entschlackt werden, die nicht für eine möglichst risikoarme Verbundbank benötigt werden. Wohlweislich erwähnte Schleweis bei seinem historischen Vergleich denn auch nicht, dass auf dem langen Marsch die meisten Weggefährten Maos auf der Strecke geblieben sind.

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