Cometum – Kurzes Vergnügen

Nur noch einer der Gründer übrig _ Strategisch hatten die Cometum-Gründer eigentlich alles richtig gemacht. Gerade, als Blockchain-basierte Teilhabe-Modelle so richtig an Fahrt aufnahmen, gingen Sascha Miller (CEO), Alexander Rennig (CFO) und Alexander Schätz (CTO) 2021 mit Cometum an den Start. Sie wollten illiquide Vermögenswerte wie Oldtimer oder Kunstobjekte tokenisieren und somit unter anderem eine Teilhabe für Anleger mit geringeren Einstiegssummen ermöglichen.
Im Spätsommer 2022 hieß es noch, dass die Start-Phase beginne. Und die Pläne der Cometum-Gründer gingen sogar über das ohnehin ambitionierte Vorhaben einer Investmentplattform hinaus: Das damals fünfköpfige Team wollte längerfristig eine „Neo-Privatbank“ für vermögende Millennials bauen, also alle Bankdienstleistungen inkl. Wealth Management modern und digital gestalten, über alle Assetklassen, sagten sie im im Interview mit „fondsprofessionell“.
Schon damals konnte man sich fragen: Geht’s nicht eine Nummer kleiner als direkt eine All-in-One-Banking-Plattform (das Nonplusultra der Finanzwelt) gründen zu wollen? Nun, ein Jahr später, steht Cometum allem Anschein nach vor dem Scherbenhaufen seines Luftschlosses. Rennig und Schätz sind auf der Unternehmenswebseite nicht mehr aufgeführt. Auch der auf der Webseite inzwischen neben Miller als Teil des Management Boards genannte Sebastian Roth („Produktmanager“) gibt auf Linkedin an, seine Tätigkeit für Cometum Ende 2022 beendet zu haben. Der kurzzeitige COO Stefan R. Haake erwähnt Cometum auf seinem Berufsprofil nicht einmal namentlich.
Einzig Miller, der nun als Founder & CEO firmiert, ist noch übrig. Vor Cometum war er zwischen 2017 und 2018 für die Kanzlei Ashurst im Bereich M&A tätig. Ob er als One-Man-Show gerade daran arbeitet, ein neues Team aufzubauen, ist unklar; unsere Anfrage ließ er bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Ebenso stellt sich die Frage, ob persönliche Verwerfungen zum Bruch führten oder die schwierige Marktlage größere Anpassungen im Geschäftsmodell erforderte, über die sich das alte Team nicht einig wurde. Da Blockchain-basierte Projekte generell als zukunftsweisend gelten und aktuell auch große Banken beträchtliche Ressourcen dafür aufwenden (s. PLATOW v. 2.11.), verwundert die abrupte Stille um Cometum dennoch. ck
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