Wohin M.M. Warburg steuert
Entflechtung, Investorensuche, Finanzziele _ Noch immer ist Christian Olearius (81) jeden Tag in seinem angemieteten Büro anzutreffen. Nicht wenigen Beobachtern, intern wie extern, nötigt diese Haltung des vor Cum-Ex in Hamburg hoch angesehenen Bankiers, dem zusammen mit Max Warburg je rd. 40% von M.M. Warburg gehören, Respekt ab. Für andere ist es Sturheit. Oberaufseher Reiner Brüggestrat kann ein Lied davon singen. Während Olearius, der sich ab September vor dem Landgericht Bonn wegen besonders schwerer Steuerhinterziehung in 14 Fällen verantworten muss, auf seiner Unschuld beharrt, hat der einstige Chef der Hamburger Volksbank vor allem die Bank im Blick. Beste Freunde werden beide nicht mehr. Persönliches sei aber bis auf Weiteres ausgeklammert und auch ein genervtes Hinschmeißen von Brüggestrat, über das es zwischendurch Gerüchte gab, ist aktuell kein Thema.
Die von der Aufsicht geforderte klare Trennung von Privatem und Geschäftlichem, die inzwischen bis hin zum konsumierten Kaffee und den genutzten Stellplätzen in der Tiefgarage reicht, macht das Loslassen für Olearius und Warburg emotional schwierig. Zu der geforderten Entflechtung aber gibt es keine Alternative. Der größte Schritt wurde im letzten Jahr gemacht, als beide den von der Bank vorfinanzierten Schuldbeitritt der Gesellschafter zur Begleichung der Steuerschulden der Bank in Höhe von 250 Mio. Euro zurückgezahlt haben. Die früher enge Verbindung zu den anderen Interessen der Eigentümer (u. a. HIH, Schifffahrt) ist weitgehend gekappt. Möglich, dass es bald noch mehr Bewegung gibt. Dem Vernehmen nach ist die Bereitschaft, den Gesellschafterkreis zu verbreitern, gewachsen. Die Aufsicht würde es goutieren und eine Nachfolgelösung muss ohnehin gefunden werden. Es wurde zwar noch kein strukturierter Prozess aufgesetzt. Immerhin aber gibt es Gespräche, u. a. war eine Hamburger Lösung im Gespräch. Gesucht werden kulturell gleichgesinnte Familien, denen ein Minderheitsanteil reicht.

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