US-Anklage gegen Winterkorn könnte VW teuer zu stehen kommen

Es war sicher kein Zufall, dass die US-Behörden mit ihrer Anklageerhebung gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn ausgerechnet in die Hauptversammlung des Wolfsburger Autogiganten platzten. Dort hatte gerade der neue VW-Lenker Herbert Diess beteuert, Volkswagen müsse „noch ehrlicher, offener, wahrhaftiger, in einem Wort: anständiger“ werden. Schon als die amerikanischen Umweltbehörden im September 2015 die Abgasmanipulationen von VW öffentlich machten, nutzten sie die damals gerade in Frankfurt laufende IAA als Resonanzboden für ihre Anschuldigungen. In der nun präsentierten Anklageschrift wirft die zuständige Staatsanwaltschaft in Detroit Winterkorn unter anderem Verschwörung, Betrug, Irreführung von Behörden und Kunden sowie Verstöße gegen US-Umweltgesetze vor.

Winterkorn selbst hat zunächst wenig zu befürchten, sofern er Deutschland nicht verlässt. Deutschland liefert eigene Staatsbürger grundsätzlich nicht an die USA aus. Doch für VW könnte die US-Anklage noch ziemlich heikel werden. Denn die amerikanischen Ermittler sind davon überzeugt, genügend Beweise dafür gefunden zu haben, dass Winterkorn entgegen seinen Beteuerungen bereits im Mai 2014 sowie im Juli 2015 über den Abgasbetrug informiert worden sein soll. Sollte das tatsächlich stimmen, dürfte sich auch das Oberlandesgericht Braunschweig für diese angeblichen Beweise interessieren. Das Gericht bereitet gerade ein so genanntes Kapitalanleger-Musterverfahren gegen VW vor. Die klagenden Investoren werfen VW vor, den Kapitalmarkt nicht rechtzeitig über die Diesel-Manipulationen in den USA informiert zu haben. Die Schadenersatzforderungen summieren sich auf für deutsche Verhältnisse gigantische 8,8 Mrd. Euro.

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