Einzelhandel

Firmenpleiten – Die Zeit der Glücksritter ist vorbei

Filiale von Peek & Cloppenburg in Karlsruhe
Filiale von Peek & Cloppenburg in Karlsruhe © Peek & Cloppenburg

_ Die Insolvenzanmeldung des Düsseldorfer Familienunternehmens Peek & Cloppenburg (rd. 6 800 Mitarbeiter) sorgte letzte Woche für einen Schock.

Auch Carina Küffen, Managing Director bei der M&A-Boutique Saxenhammer, war überrascht, dass es nun die größte deutsche Modekette getroffen hat. Die Spezialistin für Distressed M&A und Restrukturierung hat jüngst die Traditionsmarke Görtz beim Verkauf an einen privaten Investor (lt. „manager magazin“ das Ehepaar Leonie und Burkhard von Wangenheim, der mit der Beteiligungsgesellschaft Afinum bereits bis 2020 bei Görtz investiert war) beraten.

Görtz hatte sich, wie nun auch P&C, für das Schutzschirmverfahren mit Sachwalter entschieden. Das Interesse bei Görtz hätte sich auf nationale Bieter beschränkt, bei denen die Schuhkette durch starke Markenpräsenz und eine relativ junge Kundschaft punktete, berichtet Küffen.

Der Bundesverband deutscher Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) warnte vor wenigen Tagen vor „deutlich mehr“ Firmenpleiten dieses Jahr. Mittelfristig rechnet der Verband mit jährlich 23 000 Insolvenzen. Das entspräche in etwa dem Stand von 2015. Küffen erwartet aktuell keine Insolvenzwelle, auch nicht im Einzelhandel. „Die Tilgungsperioden laufen an, etwa für die Rückzahlung der staatl. Hilfen. Das dürfte zwar temporär zur Herausforderung werden und für ein höheres Insolvenzaufkommen sorgen, aber einen außergewöhnlichen Anstieg sehe ich nicht“, sagt sie uns.

Die Banken würden restriktiver, Kapitalreserven, verursacht durch das günstige Geld der letzten Jahre, schrumpften und einige Finanzierungen laufen aus. „Die Glücksritter gibt’s nicht mehr, es wird schwieriger, für Insolvenzen Lösungen zu finden“, erklärt die Sanierungsfachfrau.

Während manche Medienberichte schon zum Abgesang auf den stationären Handel (mit Energiekrise und Inflation als angeblichem Todesstoß) angesetzt haben, ist langfristig ein Mix aus stationärem und Online-Geschäft wahrscheinlich. Der Online-Handel stehe aktuell vor Herausforderungen; es werde einen Trigger-Zeitpunkt geben, wenn Versandgebühren für Warenbestellungen und Retouren eingeführt werden, ist Küffen überzeugt. Dann wird das Geschäft von Konkurrenten wie Zalando profitabler. ck

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