Verdienen Sparkassen-Vorstände wirklich zu viel?
Überraschung bei den Frauen _ Für einen Aufschrei der Empörung sorgten kürzlich die Ergebnisse der „Public Pay Studie 2024“ der Zeppelin Universität in Friedrichshafen und der Personalberatung LAB & Company. Demnach verdienen die Top-Manager der Sparkassen im Median 390.000 Euro – und damit deutlich mehr als andere Manager im öffentlichen Bereich.
So lag das Mediangehalt der Führungsebene kommunaler Unternehmen ohne Sparkassen weit unter 200.000 Euro. U.a die NGO Finanzwende, wo auch die frühere CumEx-Ermittlerin Anne Brorhilker ein neues Zuhause fand, machten daraus einen Skandal und forderten eine Reduzierung der angeblich üppigen Gehälter. „Die Verwaltungsräte der Sparkassen sollten endlich die Übergehälter von Sparkassen-Vorständen nach unten korrigieren”, forderte Gerhard Schick, ebenfalls Finanzwende. Doch, ist es wirklich so wild?
Zum einen sind die 390.000 Euro inklusive Boni, zum anderen ein Medianwert – und nicht jede kleine Sparkasse auf dem Land zahlt solche Gehälter, zeigt die Zeppelin-Studie. Sparkassen mit weniger als 223 Mitarbeitern zahlen im Median aber noch 293.000 Euro und damit mehr als die meisten deutschen Mittelständler. Die Top-Verdiener streichen bei größeren Sparkassen (mehr als 711 Mitarbeiter) sogar 530.000 Euro im Median ein.
Legt man die Gehälter daneben, die die Jobplattform Stepstone für den durchschnittlichen Sparkassen-Mitarbeiter ausweist, zeigt sich, dass die Vorstandsgehälter teilweise um den Faktor zehn größer sind. Interessant mit Blick auf den Gender Pay Gap: Frauen verdienten im Vorstand von Sparkassen mit 479.000 Euro deutlich mehr pro Kopf als Männer (385.000 Euro).
Der Vergleich mit anderen Banken ernüchtert. Die GLS zahlt aktuell maximal 232.000 Euro an ihren Vorstand. Faktor: 6,2. Deutlich weniger also. Anders sieht es bei öffentlichen Unternehmen auf Bundes- und Länderebene im Bereich Banken und Finanzen aus. Dort notiert die Studie eine Gesamtvergütung von 434.000 Euro pro Kopf. Deutlich mehr Geld ist im freien Markt zu holen. Bei der Commerzbank konnte Vorstandschef Manfred Knof immerhin erneut die 4 Mio. Euro-Marke reißen.
Besser noch lief es in den Zwillingstürmen. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing strich mehr als 9 Mio. Euro ein, sein Finanzvorstand James von Moltke kam immerhin auf 7,677 Mio. Euro. Auch im Verhältnis ist das viel, wie eine Studie der TU München und der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zeigt. So verdiente der Vorstand der Deutschen Bank 57-Mal mehr als der durchschnittliche Mitarbeiter. Da wirkt der Faktor zehn im Sparkassenlager fast bescheiden und dürfte die meisten Sparkassen-Manager nach mehr streben lassen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es bei den Sparkassen zuletzt kein IT-Debakel gab, das die BaFin in Alarm versetzte. nh
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