Trumps Autozölle – Brüssel will sich mit Flüssiggas freikaufen
Noch in diesem Monat will US-Präsident Donald Trump über die Einführung zusätzlicher Zölle von bis zu 25% auf in der EU produzierte Autos entscheiden. Ein Gutachten des US-Handelsministeriums, das Trump die notwendige Rechtsgrundlage für die Autozölle schafft, liegt bereits seit Monaten auf dem Präsidenten-Schreibtisch im Oval Office. Im Sommer vergangenen Jahres hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Trump bei einem Treffen im Weißen Haus versprochen, dass die Europäer verstärkt US-Flüssiggas (LNG) importieren wollen, um die drohenden Autozölle zu verhindern.
Im Handelsstreit mit den USA hatte China amerikanisches Flüssiggas mit Strafzöllen belegt. Trump braucht deshalb dringend andere Abnehmer für das verflüssigte Fracking-Gas. Kurz vor Trumps Entscheidung über die Autozölle hat die EU-Kommission deshalb in Brüssel eine große LNG-Konferenz veranstaltet, auf der Energiekommissar Arias Miguel Cañete dem amerikanischen Energieminister Rick Perry eine Verdoppelung der Flüssiggas-Importe aus den USA auf 8 Mrd. Kubikmeter bis zum Jahr 2023 in Aussicht stellte. Cañete rechnete seinem US-Amtskollegen zudem vor, dass die EU die Einfuhr von amerikanischem LNG seit Juli 2018 bereits nahezu verdreifacht habe. Als Vergleichsbasis wählte der EU-Kommissar allerdings den etwas unorthodoxen Zeitraum seit dem Beginn der US-Flüssiggasexporte 2016 bis zum Juli 2018. Mit diesem Kunstkniff wollte Cañete das Wachstum der europäischen LNG-Importe offensichtlich besonders eindrucksvoll erscheinen lassen. Tatsächlich spielt LNG im europäischen Gasmix nach wie vor nur eine Nebenrolle. Das meiste Gas kommt weiterhin aus den Russen-Pipelines. Mit der Einführung von Autozöllen ist indes kurzfristig ohnehin nicht zu rechnen. Denn Trump will dieses Druckmittel weiter in der Hand behalten, um Brüssel bei den anlaufenden Verhandlungen über ein europäisch-amerikanisches Handelsabkommen notfalls mit dem Scharfstellen der Autozölle drohen zu können.
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