Solvency II – Für den GDV beginnt die heisse Phase der Lobby-Arbeit
Knapp drei Jahre nach Einführung von Solvency II wird immer deutlicher, dass die Berichtspflichten des neuen Regelwerks der Zielsetzung nicht vollständig gerecht werden. Dieses Fazit zieht der deutsche Versichererverband GDV im Vorfeld des jetzt anstehenden Solvency II-Review 2020-Prozesses.
Bis Mitte nächsten Jahres muss die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA der EU-Kommission 19 Handlungsempfehlungen zur Überarbeitung von Solvency II einreichen, die dann nach Einschätzung des deutschen Branchenverbands frühestens 2022 in Kraft treten könnten. Dabei erwartet der GDV, der neben seinem Hauptsitz in Berlin mittlerweile auch ein Büro in Brüssel hat, keine „großen Spannungspunkte“, wie es heißt. „Ich gehe von einem schnellen Konsens mit den anderen EU-Mitgliedsstaaten aus“, sagt Götz Treber, Leiter Finanzregulierung im GDV. Für Christoph Jurecka, Mitglied im GDV-Präsidialausschuss Unternehmenssteuerung und Regulierung, ist Solvency II bereits „geübte Praxis“, obwohl vieles sich noch immer als neu anfühle.
Zu den übergeordneten Punkten der Überarbeitung von Solvency II zählt Uwe Ludka, der den Vorsitz des GDV-Ausschusses Finanzregulierung einnimmt, vor allem die Beibehaltung der Balance im Regelwerk. Gemeint ist damit nicht nur eine Bewertung des Zinsrisikos mit Augenmaß, sondern auch die Beibehaltung der bewährten Verfahren zur Bestimmung der Zinskurve sowie die Berücksichtigung der langfristigen Stabilität des Geschäfts in der Bewertung. Zudem schlägt der GDV vor, den jährlichen, im Schnitt knapp 90 Seiten umfassenden und relativ wenig gelesenen Bericht über Solvabilität und Finanzlage künftig in zwei Teile aufzusplitten: in einen kurzen Bericht für Versicherungsnehmer und einen quantitativen Zusatz für die Fachöffentlichkeit.
Derweil hat sich die Solvenzlage der deutschen Versicherer nach ersten Schätzungen des GDV 2018 weiter positiv entwickelt. In der Lebensversicherung dürfte die Bedeckungsquote nach Solvency II von 266 auf 324% gestiegen sein. Dazu beigetragen hat neben der besseren Zinslage auch der Ausbau des Angebots an neuen Garantiemodellen in der Leben-Sparte. Sie stärken langfristig die Risikotragfähigkeit. Für die Schaden/Unfallversicherer schätzt der GDV bei der Bedeckungssituation trotz schadenträchtiger Sturmereignisse einen ggü. dem Vj. kaum veränderten stabilen Wert von 290%.
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