Pandemie

Omikron – Später Weckruf

Virus-Varianten haben auch ihr Gutes. Vor allem rütteln sie die Politik auf, die bis gestern geschlafen hat. Sie mahnen aber auch zur Vorsicht und bewegen die Zweifler, sich jetzt endlich doch impfen zu lassen.

 Die bereits zweimal Geimpften lassen sich boostern. Jedenfalls herrscht in den Impfzentren und in Arztpraxen Hochbetrieb wie lange nicht mehr. So meldete das RKI für den vergangenen Mittwoch knapp eine Million Impfungen pro Tag. 80% derer, die sich impfen ließen, erhielten eine Auffrischung. Die Zahl der Impfungen steigt massiv, wie zu hören ist, sodass der Rekord vom 9. Juni mit 1,4 Mio. Dosen schon bald wieder erreicht, wenn nicht gar übertroffen wird. Die Beschlüsse des Corona-Gipfels tragen zu dieser Dynamik bei, denn Ungeimpfte unterliegen zwar noch nicht sofort der Impfpflicht, werden aber von immer mehr Bereichen des täglichen Lebens ausgeschlossen. Das wird sich über kurz oder lang auf die Inzidenz auswirken, die zuletzt mehrere Tage hintereinander leicht gefallen war und sich unterhalb der Marke von 450 einzupendeln scheint (aktuell: 439,2). Verstärktes Impfen und Boostern, Kontrollen, aber vor allem Einschränkungen im Leben Nichtgeimpfter sind ein überaus wirksames Mittel, die vierte Welle zu brechen. So haben Forscher der Berliner Humboldt-Universität festgestellt, das in Deutschland Nichtgeimpfte, obwohl bei einer Impfquote von knapp 70% in der klaren Unterzahl, zur großen Mehrheit aller Infektionen mit SARS-CoV-2 beitragen. Sie könnten an bis zu 90% aller Infektionen beteiligt sein. Die jetzt verabschiedeten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sollten also schnell wirken. Mit einem generellen Lockdown ist nicht mehr zu rechnen, was die gebeutelte Wirtschaft bereits hörbar aufatmen lässt. Zudem besteht Hoffnung, dass sich, ähnlich wie bei bereits bekannten Virenstämmen, auch die Omikron-Mutante als schneller übertragbar, aber weniger tödlich erweist. So könnte Corona ähnlich einer Grippe allmählich seinen Schrecken verlieren.

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