CDU – Laschets Schwache Diadochen
Die Flucht über Jamaika ins Kanzleramt wird CDU-Chef Armin Laschet kaum gelingen. Dafür hat CSU-Chef Markus Söder bereits gesorgt, der auch nach der vergeigten Bundestagswahl keine Gelegenheit verstreichen ließ, den ohnehin schon schwer angeschlagenen CDU-Kanzlerkandidaten weiter zu schwächen.
In ihrem derzeitigen Zustand ist die CDU für Grüne und FDP kein verlässlicher Verhandlungspartner für schwierige Kompromisse. Söder denkt offensichtlich bereits daran, in vier Jahren selbst als Kanzlerkandidat der Union anzutreten. Ein Kanzler Laschet würde ihm diesen Weg verbauen. Einen Putsch muss der CDU-Chef dennoch nicht fürchten. In der CDU drängt sich derzeit niemand als neuer Heilsbringer auf, der die Partei im Eiltempo aus dem Jammertal der Wahlniederlage führen könnte. Die CDU-Minister im Kabinett von Angela Merkel sind zumeist selbst Auslaufmodelle. Einzig Gesundheitsminister Jens Spahn dürfte nach der Nicht-Ära Laschet eine führende Rolle in der CDU spielen. Neben den an Laschet gescheiterten Kandidaten um den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz und Norbert Röttgen, galt Spahn als aussichtsreichster Anwärter auf den Fraktionsvorsitz. Doch diesen Machtkampf um das wichtigste Amt in der Opposition hatte Laschet mit letzter Kraft gerade noch verhindern können. Amtsinhaber Ralph Brinkhaus, der den Posten gerne behalten will, wurde aber nur für ein halbes Jahr wiedergewählt. Spätestens wenn die Ampel-Verhandlungen richtig Fahrt aufnehmen, dürfte der Druck auf Laschet steigen, von sich aus vom CDU-Vorsitz zurückzutreten. Ob es Spahn dann gelingt, den Partei- und Fraktionsvorsitz zu erobern, ist keineswegs sicher. Gut möglich, dass beide Ämter auch in der Opposition getrennt bleiben, weil kein Aspirant über genügend Rückhalt in der Partei verfügt, um beide Posten für sich zu beanspruchen. Dann könnte Spahn Parteichef werden und Brinkhaus Fraktionsvorsitzender bleiben. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther muss 2022 erst noch seine Landtagswahl gewinnen.
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