Beteiligungen 2015: Die neu regulierte Fonds-Welt

Der Markt für Sachwerte müsste eigentlich brummen! Angesichts der mageren Verzinsung von Bundesanleihen sind Investments in Sachwerte so attraktiv wie nie. Doch so sehr das Anlagesegment auch von der Niedrigzinspolitik der EZB profitiert, so viel verlangt der Gesetzgeber den Anbietern mit verschärften Vorschriften ab. Experten aus der Beteiligungsbranche boten beim 7. PLATOWFORUM Beteiligungen interessante Einblicke in die neu regulierte Welt realer Assets.

Regulierung wird zum Tagesgeschäft

Im Juli 2013 erhielt die Branche neue gesetzliche Leitplanken. Das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) trat in Kraft, die Antwort des deutschen Gesetzgebers auf die 2011 verabschiedete Richtlinie der EU zur Regelung der Verwaltung Alternativer Investmentfonds (AIFM-RL). Nach dem Willen des Gesetzgebers soll das KAGB ein geschlossenes Regelwerk für Investmentfonds und ihre Verwalter sein. Das KAGB hat das Investmentgesetz (InvG) ablöst, jedoch einen weitaus größeren Regelungsschirm aufgespannt. Während das InvG grundsätzlich nur offene Fonds in die Schranken wies, unterwirft das KAGB nun als „Rundumschlag“ auch geschlossene Fonds der Überwachung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Diese waren bislang weitestgehend frei von staatlicher Aufsicht und werden nun wie offene Vehikel behandelt. Dieser Umstand führte in den vergangenen 14 Monaten zu mehr Wettbewerb, aber auch – als notwendige Folge einer strikten Regulierung – zu einer Auslese, da einige Fondsinitiatoren Schwierigkeiten hatten, die mit immensem, auch finanziellem Aufwand verbundenen Anforderungen des KAGB zu erfüllen.

Nun gilt es für alle Marktteilnehmer, die Regulierungsstarre zu überwinden und Neugeschäft einzufahren. So könnte 2015 für Immobilien, Flugzeuge und Alternatives ein Jahrgang werden, der das durchwachsene 2014 deutlich in den Schatten stellt. Regulierung ist zum Tagesgeschäft geworden, sagt gleich zu Beginn des PLATOWFORUM Andreas Ertle, Geschäftsführer der Kapitalverwaltungsgesellschaft IntReal. Neben dem KAGB gibt es etwa mit der Implementierung neuer Bankenreportings nach Basel III oder des neuen Reportings für Versicherungen nach Solvency II eine Vielzahl regulatorischer Initiativen. Die einheitliche Regulierung habe bereits zu mehr konkurrierenden Investmentlösungen geführt, so Ertle. Offene und geschlossene AIFs begegnen sich vermehrt auf Augenhöhe. Auch zukünftig werde der Wettbewerb um Investoren weiter zunehmen. Diese fordern professionelle Assetmanager und Administratoren. Der Trend zur Spezialisierung auf allen Ebenen werde weiter zunehmen und zu einem wahren USP werden.

Hermann Wüstefeld (Deutsche Bank) schlug bei seinem Auftritt die Brücke von Immobilien im In- und Ausland über Infrastruktur und Flugzeuge bis hin zu Private Equity. Investitionen in Beteiligungen bieten Diversifizierung, so sein Credo. Deshalb sollten sie ein wesentlicher Pfeiler der Vermögensstruktur sein. Sie punkten mit stabilen Erträgen, in der Höhe etwa zwischen Aktien und Renten. Wüstefeld warnte aber davor, in Niedrigzinszeiten zu euphorisch zu werden und einen automatischen Inflationsschutz anzunehmen. So sind Mieten beispielsweise oftmals an die Entwicklung der Inflation gekoppelt. Vor allem Investments in Private Equity böten attraktive Renditen, so der Deutsche Bank-Experte. Sie verschaffen Zugang zu dem eigentlichen Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, den 5 611 Privatunternehmen, die Mehrzahl davon in Familienhand. Deutschland sei zwar nach UK und Frankreich bereits der drittgrößte Private Equity-Markt, bezogen auf das ungleich höhere BIP aber noch extrem unterbelichtet. Dies liegt nicht zuletzt an dem nach wie vor schlechten Ruf der Branche. Über entsprechende Fondslösungen könnten Anleger partizipieren. Mit seinem Rundblick öffnete Wüstefeld die Bühne für die detailgenaue Betrachtung der verschiedenen Anlageklassen und ihrer Chancen. Unverändert eines der attraktivsten Ziele für Investitionen sind deutsche Wohnimmobilien, wie Marcus Kraft (ZBI) und Dirk Hasselbring (Hamburg Trust) ausführten.

Während Schiffe im Beteiligungsgeschäft immer noch out seien, befassten sich mit Peter Lesniczak (Dr. Peters) und Julian Schnurrer (WealthCap) gleich zwei Referenten mit dem weiter steil anwachsenden Flugzeugmarkt, der mit überdurchschnittlichen Renditen zu Investments einlädt. Erstmals standen auch Aktien auf der Tagesordnung des PLATOWFORUM Beteiligungen. Christian von Engelbrechten von Fidelity und Hubert Dänner von Amundi stellten ihre erfolgreichen, wenngleich sehr unterschiedlichen Fondsstrategien vor. Die eintägige Veranstaltung zeigte deutlich: Nach einem Jahr des Übergangs hat die Branche auf mittlere Sicht nichts an Dynamik und Attraktivität eingebüßt.

Neue Produkte auf dem Weg

Diese Zuversicht ging vor allem von den Akteuren der Panel-Diskussion aus. Thomas F. Roth (IMMAC), Nicole Grützmacher (Bethmann Bank) und Hasselbring (Hamburg Trust) stellten sich den Fragen von Matthias Freutel-Thoms (ergo Kommunikation). Im zurückliegenden Jahr sei nicht viel am Markt passiert, nun gehe es aber voran. Alle Mitspieler arbeiteten hart daran, zunächst die Anlageberater wieder davon zu überzeugen, dass auch geschlossene Fonds gut und sicher seien. Zwar werde die Umstellung auch in den kommenden zwei bis drei Jahren noch Nachwehen zeigen, die Branche sei aber bereits deutlich transparenter und damit attraktiver für den Investor geworden.

Es profierten die hochwertigen und auch spezialisierten Anbieter. Endlich kämen neue Produkte auf den Markt. Beim Abschluss des 7. PLATOWFORUM Beteiligungen durfte mit einiger Sicherheit vorausgesagt werden, dass der Wettbewerb unter den Anbietern zu mehr Dynamik, Farbe und gesteigerter Attraktivität des Investitionsvehikels „Fonds“ führt. Beim 8. PLATOWFORUM Beteiligungen am 13.10.2015 wird die Branche bereits mit einer Vielzahl neuer Produkte glänzen können.

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